Serie Arbeit und Corona
5 Hypothesen zur Bürogestaltung nach Corona

Teil 7 der Serie: Der folgende Text ist ein Auszug aus dem New Office Guide „Willkommen zurück! Der Leitfaden für Ihren Aufbruch in neue Arbeitswelten“ von designfunktion.

„Während die Bedeutung von Basis-Arbeitsplätzen und klassischen Meetingräumen sukzessive abnehmen wird, sind Unternehmen gefordert, mehr Raum für Rückzug, Co-Kreation und Gemeinschaft anzubieten. Diese Entwicklung stellt einen radikalen Wandel gegenüber dem traditionellen Bürokonzept dar.

Sie haben Ihre Arbeitswelt Corona-Safe gemacht, maximalen Gesundheitsschutz sichergestellt und können Ihre Räumlichkeiten dennoch in hohem Maß auslasten? Sie haben mittels eines empathischen Dialogs und eines zielgerichteten Maßnahmenpakets Ihre Mitarbeiter auf die neue Situation eingeschworen? Sie treten trotz Remote-Arbeit und sozialer Distanzierung als geschlossenes, produktives Team auf? Dann haben Sie schon eine ganze Menge geschafft. Doch wahrscheinlich fragen Sie sich dann:

Wie werden sich Arbeitswelten durch Corona langfristig verändern? Welche Auswirkungen werden wir noch spüren, wenn der Virus längst wieder unter Kontrolle oder gar aus der Welt ist?

Wir haben darauf keine definitive Antwort und Sie sollten niemandem trauen, der vorgibt, eine zu haben. Durch Projekterfahrung und Kundendialog konnten wir jedoch Hypothesen entwickeln, die wir auf Basis der aktuellen Entwicklung für wahrscheinlich halten und die es sich lohnt, weiter im Blick zu behalten.

Unsere Hypothesen beruhen auf der festen Überzeugung, dass eine ideale Arbeitswelt so aufgebaut ist, dass sie die in einem Unternehmen stattfindenden Tätigkeiten und Prozesse bestmöglich unterstützt (Multispace / Activity-based working). Wir unterteilen Räumlichkeiten dabei in folgende Kategorien je nach ihrem Tätigkeits-Zweck:

  • Basis: Raum für einfache Aufgaben, die allein durchgeführt werden
  • Rückzug: Raum für Aufgaben mit hohem Konzentrationslevel, die allein durchgeführt werden
  • Besprechung: Raum für Zusammenkünfte zum reinen Informationsaustausch, klassisches „Meeting“
  • Co-Kreation: Raum für gemeinsames, kreatives und agiles Arbeiten mit dem Ziel, neue Konzepte, Lösungen oder Produkte zu entwickeln
  • Gemeinschaft: Raum für informellen oder nicht-arbeitsbezogenen Austausch; dienen dem Zusammenhalt und Stärkung des Wir-Gefühls

Welche Veränderungen finden nun innerhalb dieser Matrix statt?

Wir nehmen an, dass die Zeit im Home Office zu jeder dieser Kategorien eine spezifische Erfahrung nachhaltig im kollektiven Bewusstsein der Büro-Bevölkerung verankert hat. Wir nehmen auch an, dass diese Erfahrungen wiederum klare Implikationen für das Büro der Zukunft mit sich bringen:

Hypothese 1

Für reine Basis-Tätigkeiten ist ein Büro nicht zwingend notwendig. Diese Aufgaben können im Wohnzimmer, Garten, Stadtpark oder Zug prinzipiell genauso gut durchgeführt werden. Die Bedeutung von Räumlichkeiten für Basis-Tätigkeiten wird daher in Büros zukünftig schrittweise abnehmen.

Hypothese 2

Während manche das Home Office als Rückzugsraum schon immer zu schätzen wussten, bedeutet es für andere genau das Gegenteil. Kinder, WG-Partner oder Baustellen können bewirken, dass man zuhause keine Ruhe findet und das Büro vor allem als Rückzugsraum schätzt. Unternehmen sind gefragt, zukünftig mehr echte Rückzugsräume und wirksame Fokus-Zonen einzurichten.

Hypothese 3

Klassische Besprechungen zum Informationsaustausch können dank digitaler Meeting-Tools ortsunabhängig mit gleichbleibendem Erfolg durchgeführt werden. Die Bedeutung klassischer Meetingräume wird zukünftig genau wie die Basis-Tätigkeiten schrittweise abnehmen.

Hypothese 4

Für die Co-Kreation stehen mittlerweile zwar wirksame digitale Tools zur Verfügung, der Effekt ist jedoch nicht der Gleiche wie bei einem persönlichen Zusammenkommen. Die Bedeutung von wirksamen Flächen zur Co-Kreation wird steigen und Unternehmen sind gefragt, diese zur Verfügung zu stellen.

Hypothese 5

Echte Gemeinschaft findet im Home Office gar nicht oder nur sehr eingeschränkt statt. Die Menschen sehnen sich jedoch danach nicht nur privat, sondern auch im beruflichen Kontext. Die Bedeutung von Gemeinschaftsflächen wird daher ebenfalls zunehmen. Arbeitgeber, die den direkten Link von der Mitarbeiter-Gemeinschaft zur Identifikation mit dem Unternehmen erkennen und zielgerichtet dahingehend unterstützen, sind klar im Vorteil.

Fazit: Es ergibt sich ein klarer Shift hin zu mehr Rückzug, mehr Co-Kreation und mehr Gemeinschaft, und stattdessen weniger Basis-Tätigkeiten und klassische Besprechungen in Büros.

Dieser Wandel ist deshalb besonders fundamental, weil das traditionelle Bürokonzept (das in einem großen Teil der Unternehmen noch immer vorherrscht) eben genau nach dem Prinzip „Standard-Arbeitsplätze plus Meetingräume“ funktioniert – also genau die Räume die Essenz bilden, deren Bedeutung schwindet. Für Unternehmen, die schon vor Corona auf den Multispace-Ansatz gesetzt haben, ist der Wandel deutlich leichter zu handhaben. Für alle anderen ist der Handlungsbedarf umso dringender, sollten sich unsere Hypothesen bewahrheiten. Geben Sie Ihren Mitarbeitern einen Grund, das Home Office zu verlassen – machen Sie den Weg ins Büro lohnenswert! Sie kehren mit Ihrem Unternehmen ins Büro zurück? Dann stehen Sie vor einer echten Herausforderung.“

Alexandra Frot, designfunktion, Nürnberg Juni 2020

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