Agentur Bruce B./Emmy B., Stuttgart

Steckbrief

Ort:
Stuttgart, Deutschland
Kunde:
Bruce B. GmbH
Branche:
Werbung & Marketing
Fertigstellungsjahr:
2009
Größe:
480 m²
Experten:
Ippolito Fleitz Group (Interior Design)

Ein offenes Raumkonzept mit anziehenden Gegensätzen.

Bruce B./Emmy B. ist eine erfolgreiche Agentur, die sich auf die Bereiche Kommunikationsdesign und Event spezialisiert hat. Zu ihren Kunden zählen u.a. namhafte deutsche Automobilhersteller. Die Ippolito Fleitz Group arbeitete seit mehreren Jahren mit Bruce B./Emmy B. zusammen an Projekten. Gemeinsam, aber zunächst unabhängig voneinander, gingen beide Unternehmen auch im Jahr 2008 auf die Suche nach neuen Büroräumen. Ippolito Fleitz wurde als erstes in der Augustenstraße fündig. Als die beiden bruce b Geschäftsführer die neuen Räumen besuchte, entschlossen sie sich nicht nur spontan, ebenfalls hierher zu ziehen, sondern beauftragten Ipolito Fleitz auch mit der Gestaltung der Agenturräume.

Die Augustenstraße liegt im Stuttgarter Westen, einem lebendigen Quartier, das zu den dicht besiedeltsten Wohngebieten Deutschlands gehört und gleichzeitig eine hohe Dichte an großen und kleinen Büros aufweist. Das fünfgeschossige Bürohaus Augustenstraße 87 ist ein Gründerzeitgebäude, das zunächst als Wäscherei genutzt wurde. Im Krieg wurde es stark beschädigt. Anschließend wurde es zum Teil wiederaufgebaut und zum Teil erweitert; so wurde die ursprüngliche L-Form in einen geschlossenen Gebäudekörper umgewandelt. Das Haus diente zunächst als Fertigungsstätte für Regelungstechnik, bevor es Ende der 1990er-Jahre zum Bürohaus umgenutzt wurde. Hier hat Bruce B. / Emmy B. das knapp 500 m² große, dritte Obergeschoss bezogen, das sich rund um den Treppenhausaufgang organisiert.

Bei der Gestaltung war es wichtig, das, was die Arbeit der Agentur ausmacht, in Architektur zu übersetzen. Allerorts finden Dinge und Gestaltungselemente zu einer Balance, die zunächst völlig konträr erscheinen. Sie sind damit Sinnbild für den Anspruch von Bruce B./Emmy B., auf den Kunden mit strategischer Offenheit einzugehen und in der Lage zu sein, Gegensätze zu denken.

Diese Antipoden wecken bereits mit dem Empfangstresen beim Betreten der Agentur die Aufmerksamkeit der Besucher. Dieser besteht aus Sichtbeton, dessen Materialität die noch erkennbare Lattenschalung hervorhebt, und auf dem eine weiße Lackauflage aufgesetzt ist. Auch die sich anschließenden Besprechungsräume – meist der nächste Aufenthaltsort der Kunden – bergen solche Details. Im ersten, kleineren Besprechungsraum sind die Wände mit Platten aus Seekiefer verkleidet. Deren Optik erinnert normalerweise an schlichte Transportkisten. Durch kleine gelbe Fugen werden diese jedoch veredelt und somit zur attraktiven Wandtäfelung. Den sich anschließenden großen Besprechungsraum dominiert der repräsentative Konferenztisch, der in seiner Ernsthaftigkeit wiederum gebrochen wird durch seine frei gestreuten Möbelfüße. Wer im Empfangsbereich oder den Besprechungsräumen den Blick an die Decke richtet, entdeckt dort ein weiteres ungewöhnliches Detail. An die Unterzüge sind hier Stuckelemente angesetzt, die inmitten der Industriearchitektur Erinnerungen an die Behaglichkeit einer Altbauwohnung wecken.

Ein weiteres Gegensatzpaar begleitet einen dann durch sämtliche Räume: die Glattheit und Perfektion des fugenlosen Epoxidharzbodens, den ein bewusst extrem grobkörniger, fast körperhafter Akustikputz an der Decke kontrastiert.

Auf- und augenfällig ist der Gang vom Empfang vorbei an den Besprechungsräumen. Dieser ist auf der einen Seite mit Holzschindeln verkleidet und auf der anderen mit einer Goldfarbe gestrichen. Heimat und Glamour könnten seine Themen sein: Hier soll sich der Kunde verstanden und zu Hause fühlen; und hier beginnt man gemeinsam einen Prozess, der am Ende von Erfolg gekrönt sein soll. Der Gang führt in den nächsten Raum, der momentan als Lounge und für Medienpräsentationen genutzt wird. Bei Bedarf kann die Agentur hier um sieben weitere Arbeitsplätze erweitert werden. Über der Lounge liegt der Sichtbeton partiell frei und markiert den Ort zusätzlich visuell. Im rückwärtigen Bereich sind die Bibliothek, eine Teeküche und das Back office angeordnet.

Das sich anschließende Atelier ist ein offener, stützenloser Raum, der sich über 250 m² erstreckt. Die vorhandenen Unterzüge, die den Raum stark prägen, wurden homogenisiert und über eine Hohlkehle mit der Decke verbunden. Eine indirekte Beleuchtung in den Zwischenräumen schafft überall ein gleichmäßiges Arbeitslicht.

Immer neben den Unterzügen kommen in freier Verteilung hängende Schränke von der Decke. Diese markieren die Arbeitsplätze und geben diesen in einer Richtung einen Abschluss. Der Arbeitsplatz selbst ist ein Massivholztisch aus Eiche, die der Kunde teilweise bereits im Bestand hatte; einzelne Plätze werden wdurch weiße Anbautische erweitert. Tisch und Möbel bilden jeweils Einheiten, zwischen denen man sich frei bewegen kann. Jeweils zwei bis drei dieser Einheiten sind zu Insel gruppiert, die wiederum in einem großen Raum verortet sind. Es entsteht dadurch eine Mischung aus Großraumbüro und abgeschlossenen Zellen. Unterstützt wird das ganze durch den aufgelegten Teppich, der die inselhafte Anordnung unterstreicht. Er eist den Arbeitsplätzen klare Zonen zu, in die man ein- und wieder austritt.