Serie Arbeit und Corona
Black-Swan-Event Corona

Teil 5 der Serie: Als Black-Swan-Event gilt ein völlig unerwartetes Ereignis, das alle Gewissheiten und Planungen über den Haufen wirft und neue Lösungen verlangt. Für Amber Wild, Creative Manager, der weltweit tätigen AIS-Gruppe in London, kann Corona ein solcher Gamechanger sein.

„Obwohl wir die wirkliche Tragweite der Pandemie noch nicht ermessen können, wird zunehmend klar, dass die über uns hereingebrochene Corona-Krise jenes Black Swan Event sein könnte, das uns zwingt, unser gesamtes Denken über Worpkplace Design auf den Prüfstand zu stellen und uns schließlich zu humanistischeren evidenzbasierten Arbeitsplatz-Umgebungen führt.

Wir erleben gerade den Abschied der antiquierten Sichtweise der Anwesenheitspflicht. Arbeitgeber beginnen zu realisieren, dass die Produktivität eines Mitarbeiters nicht zwingend an die physische Präsenz im Büro gekoppelt sein muss. Während auf der anderen Seite Mitarbeiter ihr Büro neu zu schätzen lernen und viele von uns die Rückkehr in die Gemeinschaft der Büroumgebung kaum erwarten können. Die durch Corona erzwungenen neuen Arbeitsformen eröffnen uns eine die große Chance wertvolle Einblicke in unsere Arbeitsweisen, die uns schließlich zu einem wirklich humanistischen Arbeitsplatz-Design führen können.

Zunehmendes Split-Working, aber kein Rückgang der benötigten Fläche

Höchstwahrscheinlich wird unsere Rückkehr zur geregelten Arbeit über eine schrittweise Kapazitätsplanung in zwei Hauptphasen ablaufen: Vor und nach der Entwicklung eines Impfstoffs, mit jeweils strengen Bestimmungen, die dann langsam gelockert werden.

Büros werden in Zukunft weniger stark frequentiert sein, als vor Corona. Ich gehen davon aus, dass Arbeitgeber ihre Home-Office-Politik zunehmend in Richtung flexiblerer Präsenzlösungen lockern und es wird innerhalb von Business-Einheiten verstärkt zu „Split Working Weeks“ kommen, in denen die einen vor Ort im Büro und die andern von zu Hause aus arbeiten. Dies bedeutet aber nicht, dass weniger Büroraum gebraucht wird, da die Sicherheitsbestimmungen in punkto Social Distancing erheblich größere Abstände nötig machen.

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Ähnlich dem Übergang vom Bargeld zur Kartenzahlung im Einzelhandel werden auch im Büro immer mehr Vorgänge kontaktlos sein. Solcherart Technologieintegration wird zunehmend über Bluetooth oder andere kabellose Dienste erfolgen und wir werden auch immer mehr Möbel mit kontaktlosen Steuerungsfunktionen geben. Etwa in Form von integrierten Hygieneständen am Ende einer Workstation oder am Ein- oder Ausgang von Konferenzräumen. Normalerweise werden diese mit Einwegtüchern zum Säubern des eigenen Arbeitsbereichs und Händedesinfektionsmittel ausgestattet sein.“

Amber Wild, Creative Manager

AIS, London, Mai 2020

Redaktion: Jonas Demel